Flug nach Auschwitz/Birkenau

Im Jahr 2020 fanden im Konzentrationslager Auschwitz/Birkenau die Gedenkfeiern anlässlich 75 Jahre Befreiung der Gefangenen im Jahr 1945 statt. Wir wollten das KZ schon lange besichtigen, die Gedenkfeiern wären Anlass für den Flug nach Polen gewesen.

Aber Corona machte uns einen Strich durch die Rechnung, denn die Einreise war 2020 und Anfang 2021 unmöglich. Als es wieder erlaubt war nach Polen zu fliegen, dauerte es eine Weile bis alles passte: Wetter, trockene Piste, Flugzeug, freie Termine.

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Flug nach Kattowitz

Nachdem sich der herbstliche Frühnebel langsam aufgelöst hatte, starteten wir. Die Sicht war nicht besonders gut und oftmals – besonders in der Nähe zu Tschechien – mussten wir in 5.500 Fuß größere Wolkenbänke überfliegen. Über Znaim, Brünn und Ostrava war Polen bald erreicht, beim Anflug nach Kattowitz war bestes Wetter. Nach Auftanken und Übernachtungsparken besorgten die polnischen Fliegerkollegen ein Taxi, das uns den ganzen Tag begleiten sollte. Während der Autofahrt ins 45 km entfernte Auschwitz erzählte uns der Fahrer in bestem Englisch viel über das KZ, denn er musste schon oft Besucher aus Israel, USA, Japan usw. nach Auschwitz fahren.

KZ Auschwitz

Bereits am Eingang gab es Gedränge von unzähligen Besuchern aus der ganzen Welt. Aufgeteilt auf unterschiedlichste Sprachen führten Guides durch die 3,5 Stunden dauernde Besichtigung. Im KZ Auschwitz gibt es in den gut erhaltenen Ziegelbauten einen Einblick in die Geschichte, vom Eintreffen der Menschen bis zur Tötung durch Vergasen und anschließendem Verbrennen. Je nach Herkunft und künftigem Schicksal wurden die Häftlinge eingekleidet und gekennzeichnet. In jedem der Bauten waren mehrere hundert Häftlinge untergebracht. Auf dreistöckigen Holzpritschen mussten sie auf Stroh auf engstem Raum auf Arbeit oder ihren Tod warten. Es ist gruselig zu sehen, welche Unmengen an Habseligkeiten den 1,5 Millionen Menschen vor dem Tod abgenommen wurden. Schuhe, Bekleidung, Brillen, persönliche Wertgegenstände und sogar die Haare wurden ihnen für die Weiterverarbeitung abgeschnitten. Die sanitären Zustände waren unvorstellbar, im Außenbereich schützten stromgeladene Stacheldrahtzäune vor Fluchtmöglichkeiten. Manche Häftlinge sind auch wegen Hunger, Krankheit oder schwerster Arbeit gestorben. Von den ursprünglich 7 Gaskammern und Verbrennungsanlagen ist eine noch erhalten.

KZ Birkenau

Wenige Kilometer vom Lager Auschwitz befindet sich das riesige Vernichtungslager Birkenau. Es ist wesentlich größer als Mauthausen, es stehen aber nur mehr wenige Holzbaracken, Gaskammern und Verbrennungsanlagen. Dafür ist aber der markante Eingang mit der Gleiseinfahrt gut erhalten. Dort kamen die deportierten Männer, Frauen und Kinder, hauptsächlich Juden, Roma, aber auch Kriegsgefangene und andere Häftlinge aus 25 Staaten an. Sie mussten die Vieh- und Lastenwagons, mit denen sie auf mehrtägigen Zugfahrten – mit kaum Essen und Trinken – angekommen waren, verlassen und sich zur Selektion aufstellen. SS-Soldaten entschieden über ihr weiteres Schicksal und zeigten an, ob sie für Arbeiten im naheliegenden chemischen Betrieb und anderen Rüstungsbetrieben geeignet schienen, oder ob sie sofort getötet werden. Menschen der linken Seite mussten alle Habseligkeiten abgeben, sich ausziehen und in die „Desinfizierung-Räume“ marschieren. Dort wurde durch die Decke Zyklon B Giftgas geschüttet und nach 20 Minuten herrschte Totenstille. Anschließend wurden die Leichen zu den Verbrennungsöfen transportiert. Im rückwärtigen Bereich, wo früher 5 Gaskammern und Krematorien angesiedelt waren, ist jetzt eine Gedenkstätte mit Tafeln in den Sprachen der Getöteten.

 

Obwohl man diese Stellen von Büchern, Dokumentationen und Spielfilmen bereits kennt, ist es ein ergreifendes Gefühl direkt am Ort des Geschehens zu sein. Man kann es kaum glauben, dass hier 1,5 Millionen Menschen ihr Leben lassen mussten.

Nach Ende der Besichtigungstour kauften wir 2 deutschsprachige bebilderte Bücher über die Geschichte der beiden KZ. Während unserer Abwesenheit wartete der Fahrer geduldig auf uns. Nun ging es wieder nach Kattowitz retour. Im Hotel, das sich nahe beim Flugplatz befindet, checkten wir ein und nach einem Bummel in der Stadt und Abendessen beendeten wir diesen bewegenden Tag.

Rückflug

Bei der Flugvorbereitung war zu sehen, dass es im Bereich Auschwitz/Birkenau Flugbeschränkungen gibt. Wir wollten Flugaufnahmen beider Lager machen und so war es spannend, ob das gelingen würde. Nach dem Frühstück waren wir bald am Flugplatz und machten das Flugzeug abflugbereit. Am frühen Sonntag war der Tower noch nicht besetzt, sodass wir nach dem Start mit verschiedenen Krakau-Frequenzen kommunizierten. Unsere geplante Route führte in 4.000 Fuß zu einem Wegpunkt südlich von Krakau, sodass Auschwitz genau am Weg lag.

 

Während in dieser Gegend bestes Wetter mit Sonne und weiter Sicht herrschte, bildeten sich im Bereich des Grenzgebirges immer mehr Wolken, bis die Wolkendecke fast ganz geschlossen war. Weil am Wetterradar im Bereich Ostrava keine Wolken mehr zu sehen waren, stzten wir den Flug fort. Um immer wieder neue Flugplätze kennenzulernen, machten wir in Prerov eine Zwischenlandung. Dann ging es weiter über Brünn nach Hate-Excalibur. Mittagessen und ein Bummel durch den Factory Outlet und China Market war angesagt. Dann starteten wir unter und neben riesigen Cumuluswolken zur letzten Strecke nach Seitenstetten.

 

Fliegerisch hat sich wieder bestätigt, dass es Sinn macht die zahlreichen Funkinformationen zu nützen. Beim Hinflug hatten wir mit 13 Funkstellen Kontakt – 2 in Österreich, 7 in Tschechien, 4 in Polen. Beim Rückflug durch 2 zusätzliche Landungen in Tschechien, sogar 15. Wenn man ohne Umwege durch Kursabweichungen, Steigen oder Sinken rasch zum Ziel gelangen möchte, muss man eben in Kauf nehmen mit ständig wechselnden Funkstellen zu kommunizieren.

 

Auschwitz/Birkenau mit eigenen Augen zu sehen und die Geschichte von 1940 – 1945 zu erfahren, ist erschütternd. Es wird eine Zeit dauern, die Bücher zu lesen und den Inhalt zu verkraften.