Von schneebedeckten Alpen zu türkisblauen Mittelmeerstränden

Um für geplante Werbefilme und Katalogfotos die schönsten Strände Korsikas und Sardi- niens zu finden, war es notwendig beide Inseln zu umrunden und die Situation vor Ort zu erkunden.

Während in Italien oder Kroatien die Küsten eher eintönig sind, haben die beiden Mittelmeerinseln traumhafte Strände, Buchten und Küsten mit türkisblauem Wasser. Bevor man mit großer Mannschaft – Filmer, Fotograf, Modells und Assistenten – anreist, muss vorher klar sein, welche Locations die geeignetsten sind.

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Vorbereitung

Zu Hause haben wir die rationellsten Flugrouten geplant. Es war notwendig, in Italien einen Tankstopp einzulegen. Beim Hinflug war Bologna, beim Rückflug Florenz vorgesehen. Beide und auch weitere Flugplätze verlangen eine PPR 24 bis 72 Stunden im Voraus. Als wir um diese angesucht hatten, erhielten wir postwendend eine Rechnung pro Flugplatz um € 357,– für reine Handling-Gebühren, ohne Landegebühr und AVGAS. Außerdem war ein Formular mit 25 Fragen auszufüllen. Also hätten wir für die 2 Landungen – ohne Gegenleistung – € 714,– bezahlen müssen. Um diesen Betrag können wir viele Flugstunden fliegen, also muss es eine Alternative geben.

Nach Studieren aller Plätze in Norditalien, wo AVGAS verfügbar ist, am Funk englisch gesprochen wird, der Flugplatz auch wochentags besetzt ist und wenn möglich, ein Flugplatz wo wir zuvor noch nie gelandet sind, entpuppte sich PADUA als der Geeignetste.

Traumhafte Wetterbedingungen

Einen Zeitpunkt zu finden, an dem das Wetter zwischen Abflug und Rückkehr perfekt ist, bedeutet im Sichtflug oft langes Tüfteln. Plötzlich bahnte sich ein Zeitfenster an, das optimalste Voraussetzungen versprach. Um das Tagesziel – nämlich OLBIA auf Sardinien – zu erreichen, starteten wir sehr bald in der Früh. Es war ein Tag wie man ihn nur ganz selten erlebt. Sonnenschein, maximale Sicht bis zum Horizont und absolute Windstille. Die österreichischen Alpen waren tiefverschneit, es war ein majestätischer Anblick, diese in 9.000 Fuß zu überqueren. Viele bekannte Skigebiete in Oberösterreich, Steiermark und Kärnten lagen direkt am Kurs oder links oder rechts davon.

In Italien wie immer der gewohnte Dunst. Wir verhandelten mit Padua-Information, ob wir nicht doch die Höhe oberhalb des Dunstes beibehalten können, aber trotz Nachverhandeln mussten wir auf 1.500 Fuß sinken. „Furschrift is Furschrift“. Die Wegpunkte führten uns über Bibione, Jesolo, Venedig zur Landung in PADUA. Freudige Überraschung – tanken war innerhalb weniger Minuten möglich, die Landegebühr nur € 20,– und auch der AVGAS-Preis moderat. Eine absolute Empfehlung für eine Tankladung Richtung Mittelmeerinseln.

Erster Flugabschnitt am Tablet. LOLT – Padova

Quer durch Norditalien nach Korsika und Sardinien

Nach dem Start durften wir auf Flugfläche FL 080 steigen. Zahlreiche Informations- und Radarfrequenzen lotsten uns durch Norditalien. Links Bologna, rechts Modena. Während es im Flachland vollkommend aper war, waren die Gipfel der toskanischen Alpen schnee-bedeckt. Einer ragte mit 9.600 Fuß über allen anderen. Darauf befindet sich ein Skigebiet mit präparierten Pisten. Zahlreiche Skifahrer waren unterwegs. Interessant war, dass wir trotz aktivem Flugplan bei jeder neuen Funkstelle immer wieder nach der Position, dem nächsten Waypoint und der Zeit nach dorthin gefragt wurden. Eigentlich hätte man das alles im Flugplan sehen können. Das Mittelmeer war längst in Sicht, nördlich von PISA begannen wir den Überflug nach Korsika. Die angelegten Rettungswesten sorgten für ein sicheres Gefühl, doch wenn man längere Zeit kein Festland mehr sieht vergeht die Zeit langsam. Im Süden waren die Konturen von Elba sichtbar, bald darauf auch die Berge von Korsika. CALVI approach informierte uns, dass am Platz 20 bis 32 Knoten Wind zu erwarten ist. Die Landung war entsprechend turbulent, für Ewald die beste Übung, auch bei starkem Wind und Böen selbst zu landen.

Nach Auftanken und einem Sandwich-Baguette sowie bezahlen, starteten wir nach AJACCIO. Nun begann der Flug über traumhafte Buchten der Westküste Korsikas. Allmählich gewohnten wir uns daran, dass eine Küstenstelle nach der anderen außergewöhnlich malerisch und das Wasser fast kitschig helltürkis ist. In AJACCIO landeten wir nach einem Airbus. Auch hier zeigte sich, dass ein Zwischenstopp Sinn macht. Um für die Fotos, der geplanten Film- und Fotostellen, noch optimales Abendlicht zu haben, verzichteten wir auf die ursprünglichen geplanten weiteren Zwischenladungen in PROPRIANO und FIGARA.

Der Autopilot steuerte uns in 1.500 Fuß von einer Fotostelle zur anderen. Ewald musste pausenlos fotografieren, es wird nicht leicht sein, aus etwa 1000 Fotos, die absolut schönsten Küsten-Plätze auszuwählen.

Gleich nach Korsika kommt Sardinien und die geplante Übernachtungsladung in OLBIA. Jetzt außerhalb der Saison waren wir das einzige Flugzeug am riesigen Platz. Wahrscheinlich waren wir heuer auch die Ersten, die AVGAS getankt haben. Bevor das Flugzeugt betankt wurde, musste nämlich das aus dem unterirdischen Tank kommende AVGAS in einem Glasgefäß genauestens kontrolliert werden. Der Vorteil außerhalb der Hochsaison zu fliegen ist, dass man eine große Auswahl an Hotels zur Verfügung hat, Preise verhandeln kann und dass es nicht so hektisch wie im Hochsommer ist. Nach dem Hotel einchecken direkt im Zentrum von OLBIA besichtigten wir im Hafen die Fähre von LIVORNO, wo Autos soeben herausfuhren und die nächsten Autos zur Überfuhr auf das Festland warteten. Bei Pizza und Penne „Sardinia“ besprachen wir den Tag, an dem wir unendlich viel gesehen und erlebt hatten.

Flugabschnitt Ajaccio – Olbia am Tablet

Rückflug

Was schon im Langzeit-Wetterbericht zu sehen war,  bestätigte sich nun. Nämlich, dass Mittel- und Südsardinen wegen schwerer Unwetter nicht befliegbar ist. Den Abzug dieser Front, die sich von Nordafrika erstreckte, abzuwarten, kam nicht in Frage. Schweren Herzens wurden daher neue Kurse und Wegpunkte für den Rückflug festgelegt. Der Flugplan nach TRENTO in Südtirol wurde rasch akzeptiert. Bevor wir allerdings Richtung Norden drehten, flogen wir an der Ostküste Sardiniens so weit, bis es wettermäßig nicht mehr weiterging. In 1200 Fuß waren wir bereits in den Wolken und Regen kam auf. Wir konnten aber feststellen, dass auch die Ostküste Sardiniens gut zum Fotografieren wäre. Nun ging es über die Ostküste Korsikas nach Norden. Auch hier eine Küste mit kitschig türkiser Brandung schöner als die andere.

Nach Rom-Information und AJACCIO-Approach erhielten wir von der Militär-Kontrollzone SOLENZARA die Freigabe von 1.000 auf 8.000 Fuß zu steigen. Es ging direkt über den Flugplatz, wo gerade eine MIRAGE 2000 startete und weitere abgestellt waren. Über den Flugplatz BASTIA und zwei weiteren Wegpunkten im Meer – auf der rechten Seite Elba – erreichten wir das Festland im Bereich nördlich von PISA. Nach dem Toskanischem Gebirge ist die Gegend wieder vollkommend flach, mit Feldern und Streusiedlungen. Wir überflogen auch den Flugplatz REGGIO EMILIA, den wir ebenfalls für eine mögliche Tanklandung ins Auge gefasst hatten. Nach mehrmaligen Wechseln zu unterschiedlichen Flugfunkstellen überflogen wir den Po, dann kamen die Südtiroler Alpen in Sicht und im Westen war das Monte Rosa Gebirge mit dem Matterhorn und den anderen über 4.000 m hohen schneebedeckten Schweizer Bergen zu sehen. Nach Überqueren der Anflugzone des Flughafens VERONA ging es weiter über den GARDASEE, um dort von 8.000 auf 1.000 Fuß, für einen Direktanflug in TRENTO zu sinken. Das letzte Mal auf unserer Reise betankten wir das Flugzeug und gönnten uns ein Südtiroler Mittagessen.

Flugabschnitt Olbia – Trento

Traumhafte Dolomiten und Zentralalpen

Nun stand ein weiterer absoluter Höhepunkt unserer Reise bevor. Über BOZEN, KASTELRUTH und BRIXEN stiegen wir auf 12.000 Fuß. Dann waren wir direkt über den DOLOMITEN und es bot sich ein Anblick, der in Worten kaum zu beschreiben ist. Traumhafte Sicht, rundherum schneebedeckte über 3.000 Meter hohe Berge und die berühmte Kulisse der Südtiroler Dolomiten. Vor längerer Zeit flogen wir die Strecke mit der Dimona von BOZEN nach ZELL AM SEE,  allerdings im Tal. Dieses Mal ging es über den höchsten Gipfeln mit einem unglaublichen Ausblick auf das Universum. Solche majestätischen Eindrücke kann man nur mit dem Flugzeug erleben. Wahrscheinlich auch nur im Winter oder Frühjahr, wenn die Sicht derartig klar ist und es keine thermischen Turbulenzen wie im Sommer gibt. Nun ging es darum, die Österreichischen Zentralalpen zu überqueren. Leider ist im Bereich Großglockner ein Sperrgebiet, wo man nicht durchfliegen darf. Linker Hand der Sonnblick, zur rechten der Mölltaler Gletscher und die zahlreichen Gipfeln der Zentralalpen. Hier fällt auch der Unterschied zwischen Dolomiten und Österreichischen Zentralalpen auf. Die Dolomiten sind wesentlich mehr zerklüftet und weisen viele schroffe Felswände auf. Aus 12.000 Fuß war die Fernsicht überwältigend. Vor uns der Dachstein, unter uns das Rauris-, Gasteiner-, Kleinarl- und Taurachtal. Links St. Johann und das Skigebiet Amade mit Großarl, Flachau und Zauchensee. Rechts Schladming, Hauser Kaibling und die Ennstaler Skigebiete. Nach Überquerung des Dachsteins links das Skigebiet Dachstein West, der Gosau-, Hallstätter- und Traunsee.  Rechts der Grundel-, Ausseer- und Toplitzsee. Tief unter uns, die Oberösterreichischen Skigebiete. Ab dem Totem Gebirge begannen wir den Sinkflug bis wir in Steyr 3.000 Fuß erreichten. Nun noch rasch den Flugplan über Wien-Information schließen und wenige Minuten später die Landung am Heimatflugplatz Seitenstetten.

Auch wenn wir wetterbedingt Sardinien nicht vollständig umrunden konnten, war es ein erlebnisreicher Flug. Die überwältigenden Natur-Eindrücke sowohl über den schneebedeckten Zentralalpen und Dolomiten als auch der kitschig türkisen Küste in Korsika und Sardinien. Ewald hat mit dem Fotoapparat und dem Handy etwa 1.000 Fotos und Kurzfilme gemacht. Es wird nun eine Sisyphus-Arbeit sein, diese vielen Aufnahmen zu sichten und eine Entscheidung für die Werbeaufnahmen-Lokation zu treffen.

Noch eine Bemerkung: Da Ewald gerade den Pilotenschein macht, ist er bis auf kurze Fotostellen zu 100 % selbst geflogen. Ich habe außerdem während des gesamten Fluges kein einziges Wort mit Funkstellen selbst gesprochen. Also war das die beste Übung und der Hinweis, dass wir bald die Seiten wechseln werden …

Text: Wolfgang G.

Foto: Ewald G.

Statistische Daten

Flugstrecke ca. 2.500 km
Flugzeit ca. 12 Stunden
Anzahl Funkfrequenzstellen 29 inkl. Flugplätze
Anzahl Wegpunkte 53 Österreich, Italien, Korsika, Sardinien
Notwendige PPR Bologna, Firenze, Cagliari
Landeformular Fragen Bolognia/Firenze 25 Fragen, verschiedene Formulare
Niedrigste Reiseflughöhe 1.000 Fuß (Korsika + Sardinien)
Höchste Reiseflughöhe 12.000 Fuß (Zentralalpen, Dolomiten)
Kürzeste/Längste Flugstrecke 00.37 h – 03.18 h
Autopilot/händisch steuern 98 % Autopilot – auch kurze Strecken,2 % händisch (Starts, Landungen, Fotografie)